"Das Leben der anderen" ist super. Aber leider falsch.
Heute Nacht ist Oscar-Nacht. Und da ja der Film "Das Leben der anderen gesehen" in der Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film" nominiert ist und ich natürlich wie immer gut vorbereitet in diese Veranstaltung gehe ;) , habe ich mir den Film heute Abend noch angesehen.
Er ist filmtechnisch sehr, sehr gut. Die Regie, die Schauspieler (in den Hauptrollen: Sebastian Koch, Ulrich Mühe, Martina Gedeck) und die Musik sind ein Genuss. Ich habe bislang um DDR-Spielfilme einen großen Bogen gemacht, weil die fast immer Kommödien waren. Und "die DDR war nicht witzig". Aber dieser Film ist wirklich sehenswert. Zumindest für Filmfans, die eine gute Geschichte gut erzählt bekommen wollen. (Leider ist sie erfunden... Doch dazu unten mehr.) "Nach all den zum Schießen komischen Klamotten von 'Goodbye Lenin', 'Sonnenallee' und 'NVA' keine große Kunst. Es wuchs vielmehr die Befürchtung, die größte Gefahr in der DDR hätte darin bestanden, sich totzulachen", schreibt der frühere Bürgerrechtler Werner Schulz in der "Welt" in einem kritischen Artikel über "Das Leben der anderen".
Der Autor greift aber vor allem das Manko des Films auf: die Geschichte ist sehr unglaubwürdig. Der Stasi-Spitzel Gerd Wiesler (Kodename: HGW XX/7) ist am Anfang des Films streng auf Linie der Partei und steht so sehr hinter den Stasi-Methoden, dass er sie überzeugend und eindringlich seinen Studenten vermittelt. Beim Observieren des sympathischen Autors Georg Dreyman (Sebastian Koch) gerät sein Weltbild jedoch ins Wanken. Schlüsselszene ist, wo Dreymann am Flügel spielt und anschließend sagt: "Ich muß immer daran denken, was Lenin von der 'Apassionata' gesagt hat: 'Ich kann sie nicht hören, sonst bringe ich die Revolution nicht zu Ende'". Den mithörenden Stasi-Spitzel, der auf dem Dachboden über der Wohnung hockt, scheint dieses Zitat wohl umzuhauen. Was genau den Wandel in ihm hervorruft, wird im Film allerdings nicht explizit hervorgehoben. Dass aber ein eingeschworener Parteisoldat und Geheimdienstler vieler Jahre durch derartige sentimentale Rührung mal eben bekehrt wird, ist dann doch ziemlich schwer zu verdauen.
In der Realität jedenfalls dürfte es so etwas kaum gegeben haben. So ätzt denn auch der ehemalige DDR-Bürgerrechtler in der "Welt" ("Das Leben der anderen" hat keinen Oscar Preis verdient"): "Der gravierendste Fehler des Films besteht darin, dass es einen solchen Stasi-Offizier, der unter Lebensgefahr einen Dissidenten rettet, nicht gab und im System begründet liegt, warum es ihn nie geben konnte. Stauffenberg, Harnack, Sophie Scholl sind keine Erfindungen. Steven Spielberg wäre weltweit zerpflückt worden, hätte er sich Oskar Schindler und dessen Liste ausgedacht. Roman Polanski wäre es mit dem 'Pianisten' ähnlich ergangen. Mit der DDR-Geschichte kann man offenbar losgelöst von historischer Authentizität frei und phantasievoll umgehen."
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