Sonntag, Februar 17, 2008

Wer ist dieser Mr. Jones?

Kennen Sie einen der am meisten besungenen Männer der Pop- und Rock-Geschichte? Schon mal was von Mr. Jones gehört? Man weiß nicht viel über ihn. Zeit, einmal genauer nachzuforschen und zusammenzutragen, was es an Informationen über ihn gibt. Was verraten die Songtexte über ihn? Wer war dieser Mann?

Als Erster hat Bob Dylan Mr. Jones getroffen. In seiner "Ballad Of A Thin Man" geht es um den wohl etwas verwirrten Mr. Jones, und im Refrain heiß es verständnisvoll:

Something is happening here
But you don't know what it is
Do you, Mister Jones?

Die Beatles singen in "Yer Blues" davon, wie selbstmordgefährdet Mr. Jones war, als Bob Dylan ihn traf:
I feel so suicidal
Just like Dylan's Mr. Jones

Bei den Counting Crows (genau: "Schalalalalalalalala...") ist Mr. Jones im bekannten Song mit Sänger Adam Duritz in Amsterdam unterwegs, und sie schauen sich schöne Frauen an. (Video)

Duritz stellt fest, dass er gerne Bob Dylan wäre. Und Mr. Jones?
Mr. Jones wishes he was someone just a little more funky.

Später schauen sie gemeinsam Fernsehen und der Autor denkt sich:
Mr. Jones and me, we're gonna be big stars...


(Foto: Wer kennt diesen Mann?
Im Musikvideo zu "Mr. Jones" von den Counting Crows ist er kurz von hinten zu sehen: Mr. Jones)

Die Talking Heads freuen sich in "Mr. Jones" einfach nur:
Mr. Jones is back!
Mr. Jones will help us out
He's a lucky guy

Wir erfahren außerdem, dass Mr. Jones Lederschuhe an hat, und insgesamt ziemlich müde aussieht.
Aber:
"He's everybody's friend"

Außerdem findet gerade seine Geburtstagsparty statt. Auffällig ist jedoch, dass die "Talking Heads" sich im Überschwang der Gefühle "The Jones Gang" nennen. Sollte das ein Hinweis auf die Gang sein, von der wir im Lied "Mr. Jones" vom Rapper Mike Jones erfahren? Dort heißt es nämlich geheimnisvoll:
But you’ll never catch Mr. Jones
He’s got a gang that’s far too strong

Außerdem scheint sich Mr. Jones unsichtbar machen zu können, erfahren wir hier. Hält Mike Jones sich offenbar selbst für diesen "Mr. Jones"?

Auf jeden Fall hatte er mal was mit Amy Winehouse. Denn auch die singt in "Me & Mr Jones" nur in den höchsten Tönen von ihm:
Nobody stands in between me and my man
'Cause it's Me and Mr Jones

Erschütternd ist der Bericht von Jane Child. Offenbar steht Mr. Jones regelmäßig neben ihrem Bett und schreit, wenn sie versucht, einzuschlafen. Dennoch ist sie bereit, dem Mann ihre Seele zu verkaufen.
Hey Mr. Jones, you led me on
Hey Mr. Jones, you did me wrong
(...)
You appear every morning, and you scream when I try to sleep
You come on without warning, watch laughing as I bleed
(...)
Hey Mr. Jones, you led me on
Hey Mr. Jones, you did me wrong
Hey Mr. Jones, look what you did
Hey Mr. Jones, Im just a kid
Just look at me Im skin and bones
I sold my soul to Mr. Jones

Die Industrial-Band "Zilch" weiß in "What's Up Mr. Jones" über unseren Mann zu berichten:
Jones is so alone one Million miles from home
Sold your diamonds and dogs for some stones

um dann immer wieder verzweifelt zu fragen:
What's up Mr. Jones?

Der Sänger der amerikanischen Band "The Mavericks" erzählt im Lied "Mr Jones", dass er selbst von Kindern "Mr. Jones" genannt wurde, als er zu dem Haus ging, in dem er seine Kindheit verbracht hatte. Ansonsten gibt uns das Lied "Mr. Jones" leider wenig Hinweise auf den Mann.

Die Briten "The Psychedelic Furs", eine Punkband aus den 70ern, haben Mr. Jones und auch seine Frau offenbar gekannt. Sie wissen:
Mrs. Jones is 17 and 6 and 24
moderately pretty

Über ihren Mann schreibt Sänger Richard Butler:
Mr. Jones can turn you on
and turn you off again
Mr. Jones is all of you
who live inside a plan

Der Sänger der amerikanischen Punkrock-Band "No Fx" behauptet im Lied "Mr. Jones" (Video) vom Album "Liberal Animation" (1988), sein Name sei "Mr. Jones". Ich halte es jedoch für abwegig, im Sänger unseren Gesuchten zu sehen. Denn der Name des Sängers lautet eigentlich "Fat Mike", was sich allerdings wieder mit Rapper Mike Jones decken würde, der ja ebenfalls von sich behauptet, dieser Mr. Jones zu sein. Heißt Jones also Mike mit Vornamen? Vieles deutet darauf hin.
My name is Mister Jones,
I get inside your bones,
I know how to make you tweek,
You soon will be my freak.

Because I know what you need,
I control your mind,
I roll up your sleeves,
I make ties that bind,
I've got you!

(No FX - Mr. Jones)

"Big" Al Downing war Entertainer, Pianist und Sänger. Er verstarb im Jahr 2005. Mit dem Song "Mr. Jones" landete er 1978 einen Top 20-Hit. Wir erfahren von ihm, dass Mr. Jones offenbar jemand war, zu dem die Leute kommen, wenn sie Probleme haben oder traurig sind. So wie der kleine Junge, der sich beim Beeren-Schneiden in die Hand schnitt, und zu ihm läuft:
And when the little white boy
Cut his hand from pickin' berries
He came runnin', cryin', to Mr. Jones.

Im Refrain wird deutlich, welche Hilfe Mr. Jones für die Leute war:
I'm in trouble, come and get me Mr. Jones
You're the only one to help me in this world, I'm so alone
Yes, I love you and I need you, Mr. Jones
I'm in trouble, come and get me, Mr. Jones.

Offenbar war Mr. Jones so etwas wie ein Seelentröster. Allerdings bekam ihm das auf lange Sicht nicht gut. Denn in dem Lied erfahren wir, dass er irgendwann vor Kummer starb. An einem Sonntag, wegen eines gebrochenen Herzens. Jemand, der in Oklahoma einen Mann umgebracht hat, saß in Dallas im Gefängnis (wir gehen davon aus, dass es NICHT Mr. Jone selbst war), und er versuchte, Mr. Jones anzurufen, um Trost von ihm zu bekommen. Doch der wurde gerade beerdigt:
One Saturday night as he lay in jail
For fighting and just raisin' hell
That Sunday morning, he picked up the phone
And as the phone was ringin'
Back home in church, a choir was singin'
I'M GOIN' HOME, for Mr. Jones.

And when the choir stopped singin'
That telephone just kept on ringin'
And they slowly laid Mr. Jones to rest
And there are those that say;
Mr. Jones, he passed away, of a broken heart
And just plain unhappiness.

Und alle bedauern im Refrain:
Come and get me Mr. Jones
It's too late, he's goin' home
Somethin' must have happened to Mr. Jones.

Das ist offenbar die Geschichte des Mr. Jones.

1993 wurde sogar ein Film mit dem Titel "Mr. Jones" veröffentlicht. Die Rolle des Mr. Jones übernahm darin Richard Gere. Darin erfahren wir, dass unser Mann an einer Bipolaren Störung litt, also einem chronischen Auf und Ab der Stimmung – wo himmelhochjauchzender Freude mit selbstmörderischen Depressionen schnell abwechseln. Auch in diesem Film wird der Vorname nie wirklich geklärt, anders als alle anderen Figuren hat er keinen Vornamen, sondern heißt nur "Mr. Jones".

Was erfahren wir, wenn wir Google zu Mr. Jones befragen? Wir finden heraus, dass Mr. Jones offenbar selbst Musiker war, und zwar Singer/Songweriter. Er hat sogar eine eigene Webseite: www.mrjones.net. Und dort erfahren wir - wer hätte das gedacht? - er kommt ursprünglich aus Bayern.

Mittlerweile wurden Kneipen und Restaurants nach ihm benannt. In Göttingen und Gießen gibt es zwei Lokale, die den Namen tragen: "Mr. Jones".

Fassen wir zusammen: Mr. Mike Jones stammt aus Bayern, ist Sänger und Liedermacher. Sein Gemüt ist aufgrund unglücklicher Umstände, die ihm im Leben widerfuhren, oft sehr getrübt. Obwohl er selbst oft ratlos durchs Leben läuft, gilt er bei den Menschen offenbar als Anlaufstelle bei Problemen und Fragen. Er hatte geradezu eine Schar von Fans um sich, die "Mr. Jones Gang" genannt wurde. Er war öfters selbstmordgefährdet, war eng mit dem Sänger der Counting Crows befreundet, hatte eine Beziehung zu Amy Winehouse, und viele wollten ihn nachahmen. Allerdings legte er – wahrscheinlich wegen der Bipolaren Störung – auch seltsames Verhalten zu Tage, so hinderte er etwa Jane Child neben ihrem Bett stehend regelmäßig durch lautes Schreien daran, einzuschlafen. Mr. Jones starb wahrscheinlich bereits in den 70er Jahren "an einem gebrochenen Herzen".

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ausgezeichnete Recherchearbeit!
Endlich wurde etwas Klarheit in die nebulöse und verworrene Lebensgeschichte des Mr. Jones gebracht...
Ich danke dir!

Anonym hat gesagt…

Ich staune nur über das wahre Alter von Amy Weinhütte - ich hätte die für jünger gehalten!
Cheers,
Vincent